Strategische Neuausrichtung bei Rakuten
Rakuten (vormals Tradoria) bietet Onlinehändlern eine einfache Möglichkeit, einen eigenen, individuell gestaltbaren Onlineshop zu betreiben und sich nur auf das Wesentliche (das Verkaufen seiner Ware) zu konzentrieren. Vor rechtlichen Stolpersteinen im Onlinehandel und Zahlungsausfall ist der Händler weitestgehend durch die ständige rechtliche Überprüfung und Anpassung an aktuelle Rechtssprechung und der zentralen Zahlungsabwicklung geschützt.
Da alle Rakuten-Shops automatisch an das Rakuten-Shopping-Portal angeschlossen sind, kann der Verkauf theoretisch bereits nach anlegen des ersten Produktes im Shop beginnen, ohne das der Onlineshop in irgendeiner Form beworben wurde.
Die einfache Handhabung und die individuelle Gestaltungsmöglichkeit des Rakuten-Shops war bisher das Alleinstellungsmerkmal der Rakuten-Mietshop-Lösung und eignet sich auch für weniger internetaffine Händler, einen Onlineshop zu eröffnen und erfolgreich zu betreiben.
Gerade diese individuelle Gestaltungsmöglichkeit wird zukünftig erheblich eingeschränkt werden und der Focus mehr auf das Rakuten-Shopping-Portal gelenkt werden. Hierzu wird im oberen Bereich aller Rakuten-Shops das sogenannte Rakuten-Connect – eine Suchleiste mit Rakuten-Logo und Kundenkonto-Links eingefügt.
Ein Schlag ins Gesicht aller Rakuten-Händler, die sich aufgrund der eigenständigen Darstellungsmöglichkeit ihres Onlineshops für Rakuten entschieden haben und dafür andere Abstriche, insbesondere bei der Produktdarstellung, Produktvarianten und Filterung der Produktlisten in kauf genommen haben.
Ziel dieser Maßnahme ist es, Shopbesucher die im jeweiligen Shop nicht fündig geworden sind, über das zentrale Suchfeld im Rakuten-Shop-Netzwerk zu halten um im besten Fall das gewünschte Produkt bei einem anderen Rakuten-Händler zu finden und kaufen.
Die Idee dahinter ist an sich nicht schlecht, hat aber einen bitteren Beigeschmack.
Alle Rakuten-Händler haben zwar somit die Chance, auf den einen oder anderen zusätzlichen Besucher aus anderen Rakuten-Shops, die sonst wohl wieder zurück zu den Suchmaschinenergebnissen gesprungen wären, letztendlich liegt der Focus aber darauf, Umsätze im Rakuten-Netzwerk zu binden und für entsprechende Einnahmen aus Verkaufsprovisionen zu sorgen, welche im Rahmen der Einführung der Rakuten-Connect-Suchleiste auch gleich mit angepaßt werden und eine Kostenerhöhung bis zu 100% für die angeschlossenen Händler bedeuten. Ob die dadurch generierten Mehrverkäufe diese Mehrkosten ausgleichen können oder nur Rakuten sich mehr vom Kuchen abschneiden will, bleibt abzuwarten.
Im gleichem Atemzug wurde eine weitere Neuerung feierlich vorgestellt. Ab sofort ist es bei Rakuten möglich, mehrdimensionale Varianten von Produkten (z.B. Größe: M / Farbe: blau / Schnitt: rundhals) anzulegen. Schön das es endlich eine solche Funktion gibt, die bereits seit Jahren zur Standardfunktionalität fast aller Shoppingportale und Shoplösungen gehört. Nun bleibt nur noch abzuwarten, wann es endlich ordentliche Filtermöglichkeiten innerhalb der Produkt- und Suchergebnisseiten gibt. Ebenfalls auf allen nennenswerten Shoppingportalen und -Systemen seit Jahren Standard.
Rakuten hat sich zum Ziel gesetzt, weltweit zur Nr. 1 im E-Commerce zu werden. Angesicht der Vorraussetzungen ein tollkühnes Unterfangen…
Oder hält man es eher so wie bereits 1959 Walter Ulbricht:
“Überholen statt Einzuholen…”
Spätestens seit 1989 wissen wir, daß dies eine Illusion war…
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